FSJ half bei der Orientierung
Statt für Architektur entschied sich die Frankfurterin Azra S. nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr in einer Krabbelgruppe für den Studiengang „Kindheitspädagogik“ an der Evangelischen Hochschule Darmstadt - und ist sehr glücklich mit ihrer Studienwahl.
Eigentlich wollte sie Architektur studieren, erinnert sich Azra S. Doch dann absolvierte die heute 23-Jährige ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). „Ich war in Frankfurt auf einem beruflichen Gymnasium, jedoch nicht drei, sondern nur zwei Jahre. Um meine Fachhochschulreife zu erlangen, musste ich ein Jahrespraktikum oder eben ein Freiwilliges Soziales Jahr machen“, erklärt sie. Azra entschied sich für ein FSJ beim Wiesbadener Träger EVIM. Der Evangelische Verein für Innere Mission in Nassau betreibt mehr als 60 soziale Einrichtungen und Dienste im Rhein-Main-Gebiet und Rheinland-Pfalz. Ein Jahr lang arbeitete die junge Frau in einer Krabbelgruppe in Frankfurt. „Dort haben mir alle immer wieder versichert, wie gut ich mit Kindern umgehen kann und gefragt, warum ich nicht etwas in diese Richtung studieren will“, sagt sie.
Erwartungen mehr als erfüllt
Das gute Feedback ließ Azra ihre ursprüngliche Studienwahl überdenken. Die Frankfurterin informierte sich über die Möglichkeiten im Rhein-Main-Gebiet und erfuhr so vom Studiengang „Childhood Studies – Kindheitspädagogik“ an der Evangelischen Hochschule Darmstadt. Den gab es in dieser Form nur an der kleinen Hochschule in kirchlicher Trägerschaft. Ihr gefiel vor allem, dass das Studienfach „sehr auf Kinder und die frühkindliche Entwicklung fokussiert ist.“ Das ist sieben Semester her und heute steht Azra kurz vor ihrer Abschlussarbeit. „Das Studium hat meine Erwartungen mehr als erfüllt“, sagt sie. Ein Grund, weswegen sie darüber nachdenkt, eventuell ein Masterstudium anzuschließen.
Azras Vater stammt aus Bosnien, ihre Mutter kommt aus Algerien. Ihr Vater arbeitete schon vor dem Krieg auf dem Balkan in Frankfurt, doch als die Situation in seiner Heimat immer schwieriger und gefährlicher wurde, holte er seine Familie nach Deutschland. Azra wurde in Frankfurt geboren, wuchs aber auch in Bosnien auf, als die Familie nach dem Krieg für ein paar Jahre in die alte Heimat zurückging. „Wir kamen jedoch nach Frankfurt zurück, weil mein Vater für seine Familie eine bessere Zukunft wollte“, erzählt die EHD-Studentin.
Arbeiten in einem bilingualen Umfeld
Sie ist bilingual aufgewachsen, fühlt sich als Frankfurterin und Bosnierin. „Wir sind viel in der Heimat meines Vaters, ich fühle mich dort wohl und zuhause wird Bosnisch gesprochen“, sagt sie. Vor vier Jahren heiratete sie zudem einen jungen Bosnier, den sie schon aus Kindertagen kannte. Mit ihm lebt sie in Frankfurt, pendelt jeden Tag zum Studium nach Darmstadt. Nach ihrem Abschluss würde die junge Studentin gerne in einem bilingualen Umfeld arbeiten. „Vielleicht kann ich ja in Deutschland etwas für Bosnien tun“, sagt sie.
Immer mit Respekt begegnet
Azra ist Muslimin und trägt zum Zeichen ihres Glaubens auch Kopftuch. Probleme oder unangenehme Begegnungen ergaben sich daraus während des Studiums nie. „An der Evangelischen Hochschule begegnet man mir mit Respekt.“ Die 23-Jährige schätzt die kleine Gemeinschaft und die überwiegend sozialen Studiengänge. „An der EHD geht man sorgsam mit den Menschen um. Das finde ich toll“, betont sie.